Knoevies Laufbuchtips

2014 begann ich nicht nur endlich wieder mit Laufen, sondern entwickelte auch eine regelrechte Sucht nach Laufliteratur. Viel habe ich gelesen. Zunächst habe ich mich durch die ganzen Laufzeitschriften und -magazine gelesen. Viele davon laufen einfach nur jedem neuen Trend hinterher, aber einige sind halt doch mit mehr Substanz dabei. Ich habe mich inzwischen auf zwei eingeschossen und bin damit zufrieden.

Lest da selber mal durch die Magazine und findet da Eure Lieblinge. Da spielt halt auch schlicht der eigene Geschmack eine große Rolle.

Dazu habe ich jedoch auch Unmengen von Büchern verschlungen. Einige Fachbücher, aber vor allem Biographien und Erfahrungen anderer Läufer.

Bei den Fachbüchern ist mir das, von einer Freundin geliehene, Buch von Matthias Marquardt – 77 Dinge die ein Läufer wissen muss, positiv im Gedächtnis geblieben. Viele von Euch werden jetzt mit den Augen rollen und stöhnen aufgrund des Namens.

Aber ich muss hier echt mal sagen, dasss es ein sehr schönes Buch ist, das ohne Dogmen auskommt und mit einigen Mythen aufräumt. Spricht er auch seine Methode des Laufens an? Ja, klar! Nervt er damit oder macht er im Buch übertrieben Werbung und verkauft es als heiligen Gral? Nein! Es ist ehrlich unaufgeregt und vermittelt ein allgemeines Grundwissen über Dinge, die man echt wissen sollte. Inzwischen gibt es eine überarbeitete Fassung. Aus den 77 Dingen sind 88 Dinge geworden, die ein Läufer wissen muss. Wie es nun um diese Ausgabe bestellt ist kann ich noch nicht sagen.

Kommen wir nun zu den Büchern von Läufern über sich oder wie sie das Laufen sehen.

Angefangen habe ich mit dem Buch von Kilian Jornet „Lauf oder stirb“.

Der Titel klingt martialischer als es dann letztendlich doch ist. Kilian Jornet ist ein Ultraläufer und läuft in der oberen Elite mit. Der Schreibstil ist recht einfach und es ist keine Weltliteratur. Doch genau das braucht es auch nicht zu sein um gut zu sein. Er beschreibt sich und seinen Sport sehr gut und vermittelt auch eine gewisse Neugier auf einen Ultramarathon.  Also enthält das Buch alles um zu fesseln und Lust auf mehr zu machen. Auf Ultras, Laufen an sich und auch auf Laufliteratur.

Dann war da noch das Buch von Marc-Oliver Bischoff „Lauf, du Sau!“

Es nähert sich dem Thema in kurzen Geschichten. Ob ihm das alles wirklich so passiert ist oder ob er hier einfach viele Erfahrungen und Klischees mischt ist nicht ganz klar zu sagen. Was man aber sagen kann ist, dass es sehr witzig geschrieben ist und man sich in vielen Geschichten wiederzuerkennen glaubt. Der Spiegel läuft halt mit in den Geschichten. Ja auch beim Laufen und darüber darf man mal lachen.

Auch große Literaten laufen.

Dazu gehört Haruki Murakami. Sein Buch „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ ist  dann etwas deutlich anderes.

Er nähert sich dem Thema Laufen und Marathon aus der eigenen Erfahrung. Eine Erfahrung und eine Haltung, die doch etwas anders ist als bei uns Europäern. Denn er ist Japaner und das merkt man auch immer mal wieder im Buch. Es ist bisher mein erster Murakami. Er schreibt sehr detailliert über seine Gedanken, teilweise schon leicht philosophisch. Doch das sollte einen nicht abschrecken. Ist die Sprache doch deutlich gehobener, so ist das Buch doch auch locker und mit einem Augenzwinkern geschrieben. Er schreibt über Interviews beim Laufen, seinen Marathon in Athen und seine Grabstein, auf dem stehen soll „Wenigstens ist er nie gegangen“. Alles in allem ein absolut lohnenswertes Buch und Murakami wird weiter entdeckt.

Kommen wir nun zu einem weiteren, diesmal deutschen Literaten.

Matthias Politycki und sein Buch „42,195, Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken“

Selten habe ich ein so gutes Buch gelesen. In 42(!) Kapiteln gibt es Gedanken, Erfahrungen und Geschichten aus dem Training, der Laufgruppe und aus Wettkämpfen. Sprachlich auch eher gehobener und nicht schlicht. Dabei trägt er einen sehr großen Spiegel vor uns her und relativiert auch so manchen Konflikt. Der Humor ist unterschwellig und auch mit Ironie gespickt. U. a. wird auch das Streitthema Jogger aufgegriffen. Ist man schon selbst dabei, ob der Beschreibung, müde über Jogger zu lächeln, so bekommt man dann doch einen kleinen Nackenschlag. Denn auch Marathoni verkommen in bestimmten Situationen zu Joggern und werden von oben herab betrachtet. Doch lest selber wann. Auch hier wird klar, beißt euch nicht in Klischees und Dogmen fest. Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Das Buch macht großen Spaß und lässt einen so manches deutlich gelassener sehen. Ein echtes MUSS finde ich.

Kommen wir nun zu den beiden Büchern die mich am nachhaltigsten geprägt haben.

An erster Stelle steht für mich Scott Jureks „Eat & Run“

Ich kann nicht genau beschreiben warum gerade seine Geschichte mich so unglaublich gepackt hat. Jure selber ist Ultraläufer und auch ganz oben in der Elite. Er hat nicht nur Weltrekorde aufgestellt, sondern lebt dabei komplett vegan. Ja, VEGAN! Alleine das faszinierte mich so sehr, dass ich das Buch kaufte. Ultraläufe sind ja seit Kilian Jornet schon reizvoll für mich. Aber dass dann jemand noch total vegan lebt und Leistung bringt, die ihn in die Weltelite gebracht hat…..wow. Ich habe das Buch verschlungen. Er schreibt wunderbar über seinen Weg zum Ultraläufer, sein Training, die Wettkämpfe und sein privates Leben. Nicht zu vergessen über seine Ernährung. Dies dann auch noch recht ungewöhnlich, denn am Ende von jedem Kapitel gibt es zusätzlich ein veganes Rezept. Da öffnete er mir schon die erste Tür. Denn seit Februar 2015 lebe ich nun vegetarisch. Warum nur vegetarisch? Mag halt auf einiges nicht verzichten……noch nicht? Die wichtigste Tür allerdings war für mich die mentale Tür. Sieht er doch den Kopf mit den wichtigsten Teil beim Laufen. Klar ist Training wichtig, aber gewonnen wird mit dem Kopf. Ein Ausspruch seines Vaters „Manchmal muss man’s einfach tun“ ist bis heute mit ein wichtiger Satz für mich beim Laufen. Kann ich mich doch damit immer wieder antreiben. Jure bürstet einiges gegen den Strich und der Erfolg gibt ihm ja auch recht. Seine Berichte zeigten mir wie wichtig es ist, sich beim Lauf auf sich selbst und seinen Köper zu fokussieren und eben nicht auf nur auf elektronische Technik.  Ich habe die kontinuierlichen Ansagen der App über meine Laufdaten abgestellt und lief besser. Habe meine Ernährung umgestellt und fühle mich insgesamt einfach besser.

Als ich das Buch beendet hatte hätte ich es fast sofort wieder angefangen, habe es dann aber nicht getan, weil ich noch so viele andere vor mir hatte. Jedenfalls ist Scott Jureks Buch für mich zur Laufbibel geworden. Ich kann es wirklich nur jedem Läufer und auch Nichtläufer ans Herz legen. Werde es demnächst dann auch wirklich wieder lesen. Diesmal dann auch auf englisch.

Die Zeit verging, ich hielt mich absichtlich etwas fern von der Laufabteilung im Buchladen. JA, Buchladen und nicht das Internet. Das nutze ich nur für eBooks wenn ich sie denn möchte. Ich meditierte viel und irgendwie reifte da so ein Gedanke wie ich Laufen und Meditieren irgendwie zusammen bringen könnte. Halt dieses entspannte und ruhige Gefühl der Meditation beim Laufen haben.

Bei einem Bummel durch die Buchhandlung fand ich es dann, das Buch was mir zeigte wie ich entspannt und völlig ruhig laufen konnte. Auf mich und meinem Körper fokussiert.

„ChiRunning“ von Danny Dreyer

Ich las nur die Beschreibung auf der Rückseite und war baff. Es war wie ein Blitzschlag. Genau das hatte ich doch eher unterbewusst gesucht. Also kaufte ich es und fing es sofort an zu lesen. Was Danny Dreyer hier beschreibt war für mich einfach genau passend. Er kombiniert Elemente aus dem Tai Chi mit dem Laufen. Mag sich jetzt für viele wie eine esoterische Laufschule anhören. Ist es aber nicht! Danny Dreyer will uns bewusst machen wie leicht laufen sein kann. Als Beispiel bringt er Kinder an. Kinder laufen echt anders als Erwachsene. Leichter und entspannter. Sie denken nicht so viel darüber nach. Sie tun es einfach. Genau dahin möchte uns Dreyer wieder bringen. Als er dann mit dem Tai Chi anfing, gelang es ihm beides zu verbinden. Mit dem Fokus auf die Körpermitte als Kraftzentrum und mit ständigem Körperscanning. Ja einfach beim Laufen den Körper scannen. Wie geht es mir, habe ich Schmerzen und woher kommen die. Wenn ich was am Laufstil verändere bessert sich der Zustand? Gerade Haltung, Vorbeugen aus dem Sprunggelenk heraus und die Beine entspannen. Die Schwerkraft die Arbeit machen lassen.

Das ist der kurze unvollständige Überblick. Ich finde es funktioniert. Und brachte mich dazu noch weniger auf die ganzen Messdaten und Elektronik zu achten, die sonst so gern gepredigt werden. Tja und es klappt finde ich sehr gut. 43 Minuten schneller von 2014 auf 2015 und dann von 2015 auf 2016 waren es 17 Minuten. Passt oder?

Ich bin mir sicher ich mache da noch einige Fehler und werde bestimmt auch noch einen Kurs besuchen, aber es brachte mich vorwärts und ich laufe freier als je zuvor.

Allerdings trifft das auch erstmal nur auf mich zu. BITTE, begutachtet es selber und nehmt es nicht als in Stein gemeißeltes Dogma an. Schaut immer was Euch gut tut und Euch entspannt laufen lässt. Es ist nicht bei jedem gleich!

Das waren sie nun also, meine bisherigen Buchempfehlungen. Da werden mit Sicherheit noch einige folgen. Lasst Euch überraschen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.